Wo die Zeit stehen geblieben ist.
In einem fruchtbaren Talkessel zwischen Kastania im Westen und Agii Theodori im Osten liegt das Bauerndorf Sakkouleika. Ein rostiges und verblichenes Ortsschild an der Verbindungsstraße zwischen Karlovasi und dem Süden der Insel gibt einen wenig vertrauenswürdigen Hinweis auf den Ort. Wer nun einen dieser „Lost Places“, dieser aufgegebenen und sich selbst überlassenen Siedlungen im Nirgendwo vermutet, liegt falsch.
In Sakkouleika – oder „Sakleika“, wie man im Nordwesten sagt – sind ständig fünf Häuser bewohnt, und im Sommer fast alle. Dann brummt das Dorf. Ausgewanderte Dörfler aus Athen, Kanada und Australien beleben in der Ferienzeit ihre gepflegten Häuser und treffen sich allabendlich unter der Platane an der kleinen Platia.
In der restlichen Jahreszeit geht es in Sakleika ruhiger zu. Dann können sich die verbliebenen Familien wieder ganz auf ihre Felder und Gärten konzentrieren. Früher war das Dorf für seinen Tabakanbau bekannt; dieser wurde vor allem durch Wein und Oliven sehr erfolgreich abgelöst.
Und es gibt in Sakkouleika – außer den beschaulichen Gassen und schattigen Hofgärten – sogar noch zwei richtige Sehenswürdigkeiten. Etwas außerhalb, in Richtung Südosten, kann man an einem Hang jahrtausendealte versteinerte Bäume besichtigen – wenn man sie denn unter Farnen und Gestrüpp findet.
Wesentlich auffälliger ist Agios Paraskevi, die alles überragende Kirche von Sakkouleika. Sie ist eine kirchen- und baugeschichtliche Besonderheit. Der schlanke, zweistöckige Baukörper mit einem Satteldach und einem angedeuteten, erhöhten Querschiff wurde kunstvoll aus gehauenen Bruchsteinen errichtet, die durch schmale, von Sandstein eingefasste Rundbogenfenster gegliedert werden. Leider wurde die Kirche durch das große Beben vom 30. Oktober 2020 mit einer Magnitude von 7,0 in Mitleidenschaft gezogen und darf bis zur Renovierung nicht betreten werden.